Sonntag, 5. Dezember 2010

Der Nikolaus kommt aus der Türkei



Wer kennt den Brauch nicht: am Vorabend des 6. Dezember stellen die Kinder ihre Stiefel vor die Tür, damit der Nikolaus sie füllt mit Pfefferkuchen, Nüssen, Schokolade ...

Ich erinnere mich noch sehr gut an meine Kinderzeit. Da kam der Nikolaus nämlich persönlich ins Haus. Ich war wohl sieben oder acht Jahre alt, hatte schon zwei Jahre Klavierunterricht hinter mir, da war es angesagt, dem Nikolaus ein Ständchen zu spielen. Das tat ich denn auch, allerdings ließ die Qualität meines Klavierspiels etwas zu Wünschen übrig...eine ganze Menge Verspieler darin.

Natürlich rügte mich der Nikolaus dafür. In meiner Pein wollte ich den Nikolaus aber schnell wieder gnädig stimmen und fragte ihn, ob er denn ein Bier trinken möchte. Der fragte mich: "Ja, hast du denn ein Bier?" Ich entgegnete: "Ich nicht aber mein Papa hat welches"! Ich lief fix in die Küche und schaute angestrengt im Fensterschrank nach. Ich erinnere mich aber nicht mehr genau daran, ob ich auch tatsächlich Bier fand...
Mein Vater, der den Nikolaus für uns Kinder gab, und meine Mutter mußten sich so sehr das Lachen verkneifen...
Diese Geschichte aus meinen Kindertagen wurde später immer wieder gerne im Familienkreise zum besten gegeben und auch diese, daß ich mit 3 Jahren - damals wollte ich mutig dem Nikolaus die Tür öffnen, er kam das erste Mal ins Haus - mich so beim Anblick erschrocken hatte, daß ich schreiend den Flur entlang rannte, um dann meiner Tante auf den Arm zu springen.

Wohl die Wenigsten wissen vielleicht, warum der 6. Dezember alljährlich Nikolaustag ist und die Kinder Geschenke und Süßigkeiten erhalten.

Hinlänglich wird ja behauptet, der Nikolaus sei eine Marketingerfindung von Coca-Cola, wegen der Farbgebung und so.

Das war Grund genug, mich einmal selbst an den Originalschauplatz vom Leben und Wirken des hl. Nikolaus im heute türkischen Demre, früher Myra, zu begeben. Der Ort liegt etwa 100 km südwestlich von Antalya. Ich war gespannt, wie man vor Ort, in einem weitgehend muslimisch geprägten Land, mit der christlichen Figur des hl. Nikolaus umgeht.

Die Fahrt führte an der malerischen lykischen Küste entlang, durch die Berge, mit atemberaubenden Naturansichten.

Das heutige Demre ist ein kleiner Ort und hieß früher Myra, war eine Bischofsstadt. Dort befindet sich die Kirche des heiligen Nikolaus, an der er als Bischof wirkte. Im Zentrum des Ortes, auf dem Marktplatz, steht eine überlebensgroße Nikolausstatue, die ihn zusammen mit Kindern zeigt.

Rings um den Marktplatz herum findet man zahlreiche Geschäfte, die neben den üblichen Souvenirs vor allem Nikoläuse in allen erdenklichen Materialien, Größen und Darstellungen und zahlreiche andere christliche Ikonen, Kopien selbstverständlich, feil bieten. Der Ort ist sich seiner Geschichte sehr bewußt und nutzt dies natürlich, um Touristen anzuziehen. Dies war nicht immer so. Erst in den letzten Jahren, unter der Regierung Erdogan, wurde hier für mehr Popularität gesorgt und ein weiterer Schritt in Richtung Toleranz gegenüber christlichen Bräuchen und Wirkungsstätten gegangen.
Gut so.

Die Legende besagt, daß der hl. Nikolaus zwischen 270 und 286 in Patara, einer lykischen Stadt, ebenfalls auf heutigem türkischen Gebiet, geboren wurde und mit 19 Jahren zum Priester geweiht wurde. Als Sohn reicher Eltern, half er den Armen und verteilte sein Vermögen, vor allem an hilfsbedürftige Kinder. Eine Platte in der Kirche zeigt auch die Verbindung zur Seefahrt. Der hl. Nikolaus gilt auch als Schutzheiliger der Seefahrer. Sein Todestag wird auf den 6. Dezember 326, 345, 351 oder 365 beziffert,

Und so reiht sich Legende an Legende. Was davon tatsächlich wahr ist, werden wir wohl nie erfahren. Belegt ist jedoch die Tatsache, daß Nikolaus in Myra als Bischof tätig war und auch hier in Lykien, Teil der heutigen Türkei, geboren wurde.

Der Brauch des heimlichen Einlegens von Geschenken basiert auf der Legende von der Rettung dreier Jungfrauen, die in Ermangelung von Mitgift als Prostituierte vom Vater verkauft werden sollten. Nikolaus warf auf drei aufeinander folgenden Nächten je einen Goldklumpen/Goldapfel durchs Fenster. Der Vater der Jungfrauen konnte den Wohltäter in der dritten Nacht aber überraschen, um sich bei ihm für seine Gaben zu bedanken.

Wen es interessiert, der kann hier noch mehr über die Legenden über den heiligen Nikolaus erfahren.

Da ich selbst vor Ort war, konnte ich in der Nikolauskirche auch für mich als Medium sehr schöne Erfahrungen machen.


Mein Tip: Wer jemals hier in die Türkei an die türkische Riviera zum Urlaub kommt, sollte diesen Ausflug nicht versäumen!
Wünsche euch einen schönen Nikolaustag.
Liebe Grüße
Gül